Mittwoch, 7. Februar 2007 / 16:37:01
Chodorkowski nennt neue Anklage «schändliche Farce»
Moskau - Der inhaftierte frühere russische Öl-Oligarch Michail Chodorkowski hat eine neue Anklage gegen ihn wegen angeblicher Geldwäsche in Milliardenhöhe als «schändliche Farce» bezeichnet. Diese habe mit Rechtsstaatlichkeit nichts gemein.
In einem auf seiner Internetseite veröffentlichten Brief schrieb Chodorkowski, er sei überzeugt, dass er schuldig gesprochen werde.
Bei einem Haftprüfungstermin verhängte ein Gericht der ostsibirischen Stadt Tschita gegen den früheren Yukos-Grossaktionär Untersuchungshaft bis zum 30. März. Bis dahin will die Staatsanwaltschaft ihre neuen Ermittlungen gegen Chodorkowski und seinen Geschäftspartner Platon Lebedew abschliessen.
Verlegung abgelehnt
Eine Anwältin Lebedews sagte der Agentur Interfax, nach russischem Recht dürften bereits Inhaftierte nur drei Monate lang in Untersuchungshaft sein. Chodorkowski und Platon Lebedew waren bereits Mitte Dezember aus ihren Straflagern in Sibirien in Untersuchungshaft nach Tschita verlegt worden.
Das Gericht lehnte zudem eine Verlegung des früheren Yukos-Grossaktionärs nach Moskau ab. Die Anwälte hatten ihren Antrag damit begründet, dass Ermittlungen und Prozesse nach russischem Recht am Ort der Tat durchgeführt werden müssten. Chodorkowskis Anwälte forderten daraufhin die Absetzung des zuständigen Richters.
Erneute Anklage
Die russische Justiz wirft Chodorkowski und Lebedew vor, 23 bis 25 Milliarden Dollar aus dem Yukos-Konzern abgezweigt und unter anderem über die politische Stiftung «Offenes Russland» legalisiert zu haben. Bei einer Verurteilung drohen den früheren Yukos-Grossaktionären bis zu 15 Jahre Haft.
Chodorkowski und Lebedew sitzen bereits achtjährige Haftstrafen wegen Steuerhinterziehung und Betrugs ab. Beobachter werten die neue Anklage als Versuch, die beiden Yukos-Grossaktionäre über die Präsidentenwahl 2008 hinaus im Gefängnis zu halten.
Chodorkowski wird im Oktober 2007 die Hälfte seiner Strafe abgesessen haben und könnte eine vorzeitige Freilassung unter Auflagen beantragen. Die Prozesse gegen den früheren Öl-Oligarchen und die Zerschlagung des Yukos-Konzerns gelten als vom Kreml gesteuert.
bert (Quelle: sda)
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