Mittwoch, 20. Dezember 2006 / 12:36:01
Klimarisiken für den Unternehmenswert
Der Energiekonzern RWE könnte bis zu 17 Prozent an Wert verlieren, wenn die Unternehmensstrategie die Bedeutung zukünftiger klimapolitischer Massnahmen und Kohlendioxid-Regulierung nicht angemessen berücksichtigt.
Zu diesem Ergebnis kommen der SAM Group und der WWF in einer gemeinsamen Studie. Die Untersuchung „Carbonizing Valuation” analysiert die finanziellen Auswirkungen des Klimawandels auf
Unternehmenswerte. Den Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen ist das Schlüsselelement im Kampf
gegen den Klimawandel. Unternehmen mit einem besonders hohen Ausstoß an CO2 werden die Folgen einer
nachhaltigen CO2-Regulierung besonders spüren.
SAM Group und WWF analysierten deshalb wie sich diese Entwicklung auf RWE, den größten europäischen
CO2-Emittenten, auswirken wird. Im Fokus der Untersuchung standen die zukünftigen Zahlungsströme (Cash
Flows) eines Kraftwerksportfolios von RWE. Die Bedeutung des CO2-Risikos für RWE wird dabei sehr
deutlich: In einer Zukunft, in der CO2 gemäß wissenschaftlicher Vorgaben im Sinne der Begrenzung des
Klimawandels reduziert wird, führt die bisher zu erkennende Investitionsstrategie zu einem potenziellen
Wertverlust bei RWE von bis zu 17Prozent.
«Welt mit steigenden CO2-Preisen»
“In einer Welt mit steigenden CO2-Preisen müssen Energieversorger und insbesondere Stromerzeuger die
langfristigen Konsequenzen für den Unternehmenswert im Auge haben“, so Bjørn Tore Urdal von der SAM
Group. “Vor zwei Wochen hat die EU-Kommission neun von zehn Nationalen Allokationsplänen (NAPs) für
die zweite Phase des europäischen Emissionshandelssystems zu Nachbesserungen zurückgewiesen.
Langfristig wird eine stringente Klimapolitik CO2 zu einem knappen Gut werden lassen und Investoren und
Unternehmen müssen dies in ihren strategischen Überlegungen berücksichtigen”.
Der Klimawandel stellt eine einzigartige Herausforderung für Unternehmen dar: der ehemalige Chefökonom
der Weltbank, Nicholas Stern, wies bereits im Oktober in seinem Bericht zu den volkswirtschaftlichen Kosten
des Klimawandels für die britische Regierung darauf hin, dass hier das größte Marktversagen beobachtet
werden kann. “Dieses Marktversagen stellt Unternehmen zunehmend weltweit vor große Risiken”, sagt
Matthias Kopp, Projektleiter Finanzsektor des WWF. “CO2-minimierende Unternehmens- und
Investitionsentscheidungen können dieses korrigieren und eröffnen gleichermaßen demjenigen große
Gelegenheiten, der sie als erster nutzt.”
EU-Allokationspläne
Die EU-Kommission hatte jüngst die vorgeschlagenen Caps der nationalen Allokationspläne (NAPs) um sieben Prozent gekürzt. Diese
Kürzung wurde zum größten Teil durch die stärkeren Reduktionsanforderungen im deutschen NAP erreicht. Die
Reduktion auf nunmehr 453 Mil. T. CO2 ist deutlicher als erwartet. Bedeutender war noch die Zurückweisung der
Ausnahmeregelungen, z.B. „Early Action“ und Übertragungsregelung, sowie deren extrem lange Laufzeiten.
Zukünftig soll
das CO2-Angebot den Reduktionsanforderungen folgen, dies ist in der Studie als Zukunftsszenario hinterlegt.
Diese Studie wird in einer kombinierten Veröffentlichung zusammen mit dem “Carbon Disclosure Project (CDP) Report
2006 on Utilities” Ende Januar 2007 bei und mit HSBC, in London, vorgestellt.
ht (Quelle: pd)
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