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Montag, 4. Dezember 2006 / 08:54:44

Ehrenmord und Rohstoffkrieg

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Ehrenmorde, Zwangsheiraten, Karikaturenstreit, Selbstmordattentäter. Wenn man im Moment über die Kontaktpunkte des Islam mit dem Westen spricht, spricht man zugleich auch über Konfliktherde, an denen unvereinbare Positionen aufeinander treffen.

Jeder dieser Ost-Westlichen Brennpunkte könnte bis zur Erschöpfung diskutiert werden und wird es auch. Wendet man sich hingegen von den konkreten Ereignissen ab, erkennt man, dass hier ein ganz anderer Konflikt ausgetragen wird: Rationalität gegen magische Welt, Diesseitsverankerung gegen Jenseitsverheissung.

Auf dieser Ebene wird ersichtlich, warum die gegenseitigen Standpunkte für die Konfliktparteien so unversöhnlich und unvereinbar sind. Die Fundamente könnten unterschiedlicher nicht sein.

Während es im aufgeklärten Westen darum geht, das gegenwärtige und absehbare Leben zu bewältigen, strebt ein Gläubiger Muslim danach, das Leben so zu gestalten, dass es dem Koran entspricht, um so nach dem Tod die versprochene Belohnung zu bekommen. Der im Westen andauernd begangene Bruch der religiösen Gesetze ist daher eine Provokation für einen Islamisten und die wirtschaftliche und militärische Dominanz des Westens macht diesen Frevel noch unerträglicher.

Der Kampf mit allen Mitteln gegen die Verwestlichung – sei es nun auf privater (Ehrenmorde) oder globaler Ebene (Terroranschläge) – ist ein Kampf gegen die Etablierung der Hölle auf Erden. Der Gedanke, dass diese Handlungen relativ absurd, fanatisch und übertrieben sein könnten, entsteht bei solchen Personen gar nicht erst.

Wir Westler hingegen stehen einer solchen Einstellung verständnislos gegenüber. Wir glauben, dass es unsere Eigenart ist, Fanatismus skeptisch gegenüber zu stehen, Dinge zu relativieren und in einen Kontext mit der wissenschaftlichen Realität zu stellen. Das Wissen um die Evolution zeigt uns, dass wir nicht jenseits der Natur sondern ein integraler Teil davon sind, die Kosmologie zeigt uns, dass unsere Wichtigkeit nicht auf universeller Ebene gesucht, sondern im sozialen Umfeld erarbeitet werden müsste, der Humanismus sollte uns dazu bringen, andere Menschen erst einmal als Menschen zu respektieren und nicht als Ungläubige zu verdammen und – bei Bekehrungsresistenz – zum Freiwild zu erklären.

Doch entsprechen wir wirklich diesen hohen Ansprüchen? Löst unsere Gesellschaft wirklich ein, was sie vorgibt? Das Christentum als Religion ist ja auch bei vielen, sich als Gläubigen bezeichnenden, Leuten, Freizeitbeschäftigung, die vor allem mit rituellen Handlungen an den Sonn- und Feiertagen ausgelebt wird.

Die wahre neue und alltagsdominierende Religion, ja der neue Gott des Westens ist momentan der Markt. Dies ist keine Behauptung eines Salonsozialisten sondern lässt sich leicht am Sprachgebrauch ablesen und -hören. Aussagen wie 'der Markt verlangt, der Markt verzeiht nicht, der Markt bestraft sofort, der Markt belohnt, der Markt lässt sich nicht täuschen...' sind allgegenwärtig. Man ersetze einfach mal 'der Markt' mit 'Gott' und sieht sich plötzlich mit einem merkantilen Neo-Monotheismus konfrontiert, der nichts verschont, das ihm im Weg steht.

Ein Zusammenstoss von Markt und Islam findet soeben im extremsten Sinn im Irak statt. Der Westen stand unter dem Druck des nach Öl hungrigen Marktes. Vertreter der Energie-Industrie hatten die Macht in den USA errungen gehabt und der Markt verlangte, dass die Ölvorräte des Irak und später auch des Iran wieder zugänglich gemacht würden.

Das Marktunternehmen Irak-Krieg wurde zudem danach konzipiert, den maximalen Effekt zu einem minimalen Preis zu erreichen. Dass die Sache nicht wie gewünscht klappte, dass die Kosten – sowohl die monetären, wie auch die humanen – nicht mehr tragbar geworden und sich so ein vermeintlicher Sieg der Islamisten ergibt, stört den Markt dabei nicht so sehr. Denn den Preis dafür trägt der letzte, mittlerweile etwas abgetakelte westliche Gott, der Staat.

Unterdessen sucht der Markt Wege, auf andere Arten an die gewünschte Energie heran zu kommen, seine Macht zu erhalten. Hinterfragt wird er nur allmählich und meist falsch. Denn die meisten Marktgegner aus der Antiglobalisierungs-Bewegung hinterfragen den Markt nicht kalt und rational, sondern versuchen, eine Gegenreligion des naiven Idealismus zu etablieren.

Geschenkt – noch kann im Westen rational gefragt und geforscht werden, doch langsam frisst sich der Markt auch in die Forschung, die Bildung und ins allgemeine Weltbild hinein. Die von ihm geforderten Menschenopfer in Form von Arbeitslosen und ruinierten Existenzen können genau so unsäglich grausam sein wie ein Terroranschlag.

Ja, die Marktwirtschaft schafft Wohlstand und Fortschritt – aber nur wenn ihr gewisse Ketten angelegt werden. Ansonsten führt der Markt genau so wie auch andere fundamentalistische Kulte in den Untergang.

von Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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