Dienstag, 17. Oktober 2006 / 17:14:40
Madonnas Adoption: Von der Armut in den Luxus
London/Johannesburg - Der Flug dauerte gerade mal einen halben Tag. Zehn Stunden und 55 Minuten von Johannesburg in Südafrika bis nach London, um genau zu sein. Aber für den kleinen David Banda war es die Reise in eine völlig andere Welt.
Im ersten Jahr seines Lebens war der 13 Monate alte Halbwaise noch ein Kind, wie es in Malawi so viele gibt. Die Zahl der elternlosen Kinder in einem der ärmsten Länder der Welt wird auf eine Million geschätzt. Bei seiner neuen Adoptivmutter Madonna wartet auf David nun ein Leben in kaum vorstellbarem Luxus.
Ein Grossaufgebot an Fotografen nahm David und die ganze Madonna-Delegation auf dem Londoner Flughafen Heathrow am Dienstagmorgen in Empfang. Für den kleinen Jungen ist es vermutlich ein grosses Glück, dass er von dem ganzen Auftrieb um ihn herum noch wenig mitbekommt.
Ankunft im neuen Heim
Die Ankunft in Madonnas Villa im Stadtteil Marylebone, wo die 48-Jährige zusammen mit Ehemann Guy Ritchie und den beiden Kindern Rocco und Lourdes lebt, sollte so diskret wie möglich verlaufen.
So nahmen die neuen Eltern David erst hinter geschlossenen Türen in Empfang. «Madonna will verhindern, dass es einen öffentlichen Zirkus geben wird», sagte ihre Sprecherin Liz Rosenberg zur Begründung.
Allerdings ist es dafür fast schon zu spät. Die Adoption sorgt nun schon seit Tagen für Schlagzeilen rund um den Globus. Die reichste Frau der Popwelt ist nach den Schauspielerinnen Angelina Jolie, Meg Ryan und Mia Farrow die neueste Prominente, die ein Kind aus einem armen Land adoptiert.
Juristische Komplikationen
Zudem sorgte der Fall zum Schluss noch für juristische Komplikationen, weil Hilfsorganisationen die bereits erlaubte Ausreise des Jungen stoppen wollten. Sie fürchten, dass ein Präzedenzfall geschaffen wird, weil die Adoption nach Malawis Gesetzen eigentlich nicht erlaubt wäre.
David war Madonna vergangene Woche bei ihrem Aufenthalt in Malawi aufgefallen. Im Waisenhaus «Home of Hope» schaute sich die Pop-Ikone mehrere Kinder an. Sie hatte nach Angaben von Augenzeugen aber eigentlich nur Blicke für den kleinen David.
Davids leibliche Mutter starb eine Woche nach seiner Geburt am 24. September 2005. Sein Vater, der durch den Verkauf von Zwiebeln und Kartoffeln auf einen Monatslohn von gerade mal 6,50 Euro (10 Franken) kommt, sah keine andere Möglichkeit, als das Kind ins Waisenhaus zu geben.
«Gott hatte andere Pläne»
«Der Junge war nicht in guter Verfassung, und wir haben das Schlimmste befürchtet. Aber Gott hatte andere Pläne für ihn», sagte nun einer der Lehrer. Der Vater hatte gegen die Adoption durch Madonna dann nichts mehr einzuwenden.
Umso mehr Kritik gibt es von Hilfsorganisationen. Viele halten Madonna vor, aus eigenem Interesse einem einzelnen Jungen geholfen zu haben. An den eigentlichen Problemen ändere sich nichts. Auch Madonnas Ankündigung, ein Hilfszentrum für 4000 andere Waisenkinder in Malawi aufzubauen, konnte die Kritik kaum mildern.
Christoph Sator und Ralf Krüger (Quelle: dpa)
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