Mittwoch, 30. August 2006 / 14:37:40
Wollte die Queen abdanken?
London - Wollte Queen Elizabeth II. wirklich abdanken? Neun Jahre nach dem bis heute nicht völlig aufgeklärten Tod von Prinzessin Diana am 31. August fragen sich viele Briten, ob ihre Königin dies ernsthaft erwogen hatte.
Ausgelöst wurde die Debatte durch den neuen Film «Queen» - obwohl der noch gar nicht gezeigt wird. Der Streifen sei ungemein aufregend, befand neben anderen die Zeitung «Daily Mail»: «Er zeigt, wie die Ereignisse nach dem Tod Dianas zur Zerreissprobe für die königliche Familie wurden.»
Während Sonderermittler auch am 9. Todestag Dianas noch an der endgültigen Aufklärung ihres Autounfalls in einem Pariser Tunnel arbeiten, geistern weiter Verschwörungstheorien durch die Medien.
Nach wie vor steht die Behauptung des Millionärs Mohamed Al-Fayed im Raum, der Unfall, bei dem Diana und sein Sohn Dodi umkamen, sei auf königliches Geheiss von Geheimdiensten inszeniert worden.
Hat die Queen versagt?
Doch das Thema «Unfall oder Mord?» haben die Filmemacher um Regisseur Stephen Frears bewusst ausgeklammert. Ihnen ging es vielmehr darum, ob die Königin damals als Monarchin versagt hat. Viel zu lange - so lautete seinerzeit der Vorwurf in den Medien - habe die Queen sich «versteckt».
Rasch trat ein, was der Hofkorrespondent James Whitaker noch in der Nacht des Unfalls prophezeite: «Prinzessin Diana wird durch ihren Tod zur Heiligen.» Premierminister Tony Blair nannte Diana - noch ehe das Königshaus reagierte - «die Prinzessin des Volkes».
In der Schlüsselszene im Film berät sich Elizabeth II. - glänzend gespielt von Helen Mirren - im Garten von Schloss Balmoral mit ihrer Mutter, Queen Mum. «Wenn man sein eigenes Volk nicht mehr versteht», sagt sie, «dann ist vielleicht die Zeit für die Übergabe an die nächste Generation gekommen.» Die Szene sei Ergebnis gründlicher Recherchen am Hof, sagt Drehbuchautor Peter Morgan. Dies gelte auch für die Antwort von Queen Mum (Sylvia Syms), die ihrer Tochter den Rücken stärkte und ihr riet, sich nicht einschüchtern zu lassen von «diesem affigen Mr. Blair mit seinem Grinsen einer Cheshire-Katze».
Film-Queen in Sorge um Enkel
Als der Film-Blair (Michael Sheen) der Film-Königin telefonisch rät, sich umgehend in London dem Volk zu zeigen, erwidert sie: «Wenn Sie glauben, ich komme nach London, ehe ich mich hier um meine Enkelkinder (die Prinzen William und Harry) gekümmert habe, dann täuschen Sie sich.»
«Ich bezweifle, dass irgendjemand das britische Volk besser kennt, als ich, Mr. Blair, und auch, dass irgendjemand mehr Vertrauen in seine Weisheit und Urteilsfähigkeit hat.» 72 Prozent der Briten gaben damals bei Umfragen an, die Queen hätte rascher in der Öffentlichkeit «Gefühl zeigen» sollen.
Doch die Stimmungslage änderte sich, nachdem Elizabeth II. ein Staatsbegräbnis anordnete, bei dem sie öffentlich bekannte, dass ihre Sorge zuerst den Söhnen Dianas galt. «Queen» kommt am 15. September in die Kinos des Königreichs.
Abschlussbericht im Herbst
Nicht viel später dürfte das Schicksal der Prinzessin Diana die Gemüter der Briten erneut bewegen: Im Herbst wird die Vorlage des Abschlussberichtes der offiziellen Untersuchung des Todes von Diana erwartet.
Der Leiter der Ermittlergruppe, der frühere Scotland-Yard-Chef Lord John Stevens, hat erklärt, er gehe jeder noch so winzigen Spur nach. Von ihm erwarten viele eine endgültige Antwort auf die Frage «Unfall oder Mord?».
Von Thomas Burmeister, dpa (Quelle: sda)
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