Mittwoch, 14. Dezember 2005 / 10:54:18
Gerd gibt Gas
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Eigentlich ist ihr Schicksal wirklich grausam. Wenn Sie einmal aus dem Amt draussen sind, abgewählt, ausgemustert, dann sind sie erledigt. Denn hier gilt der alte Boxerspruch noch: They never come back! Die Rede ist von Spitzenpolitikern.
Schauen sie sie nur mal an: Helmut Kohl, der Koloss von Oggersheim schreibt Biografien und schwebt wie ein Luftschiff (auch mit vergleichbaren Dimensionen) über der CDU. Jimmy Carter schreibt Bücher, zimmert Möbel und kämpft für den Weltfrieden. Maggie Thatcher musste sich mit ihrem kriminellen Sohn rumschlagen und hat bis vor kurzem die Tories aus dem Off zusammen gestaucht. Ja, eine recht traurige Ansammlung von Ex-Mächtigen, die noch beliebig erweitert werden könnte.
Kann man es Gerd Schröder da verdenken, wenn er etwas aus seinem Leben nach der Macht machen will? Zudem noch in einem Bereich, der ihm bereits im Vorfeld so nah wie sonst nur weniges am Herzen gelegen ist.
Bereits als er noch in Amt und Würden für die deutsch-russische Pipeline durch die Ostsee gekämpft hatte, war klar, dass Schröder seinem Freund Putin damit einen besonderen Gefallen machen wollte. Denn diese Gasleitung ermöglichte es, Polen und die baltischen Staaten eiskalt zu umgehen und diesen allfällige Erträge vorzuenthalten. Für Putin als Ex-KGB Mann muss dies eine besondere Befriedigung gewesen sein. Er wischte so Polen (wo der Niedergang des Kommunismus begonnen hat) und den Balten, die sich nach dem Zusammenbruch der UdSSR der Kontrolle Russlands gegen den Willen Moskaus entzogen hatten, eins aus.
So bereitete Schröder – bewusst oder unbewusst – bereits noch im Amt, sein 'Leben danach' vor. Dass er nun von Putin den Aufsichtsratvorsitz der Pipeline-Betreiberfirma zugeschustert bekam, ist nur logisch (zu behaupten, dies sei eine rein privatwirtschaftliche Sache – angesichts der Besitzverhältnisse bei Gazprom – ein Witz). So beweisen Schröder und Putin, dass nichts über eine wahre Männerfreundschaft hinaus geht.
Nun stellt sich die Frage, ob Gerd Schröder angesichts seiner beruflichen Vollversorgung (er ist ja auch noch beim Schweizer Ringier Verlag angestellt) auf seine Pension als Ex-Kanzler (immerhin fast € 9000.--) verzichten wird. Wäre dies der Fall, dann müsste – rein finanzpolitisch – seine Mauschelei als aktiver Beitrag zur Entlastung des gebeutelten deutschen Haushalts betrachtet werden und die Forderung gestellt werden, dass alle Politiker bereits während ihrer aktiven Laufbahn für 'die Zeit danach' arbeiten.
Der Möglichkeiten gibt es viele. Nicht nur ein Kanzler kann da etwas ausrichten. Gesundheitspolitiker könnten auf ein gepflegtes Verhältnis mit der Pharmabranche achten. Ein Verkehrsminister hat diverse Möglichkeiten, sich für danach attraktiv zu machen: Tiefbau-, Auto-, Bahnhersteller- oder Treibstoffbranche... mit der entsprechenden Politik lässt sich gar an mehr als einem Ort die Zukunft sichern.
Doch auch für andere Minister gibt es viel Möglichkeiten, sei dies nun das Finanzressort oder jenes für Kultur, das für Landwirtschaft oder das Aussenministerium. Überall gibt es Reibungsflächen mit der Wirtschaft, die, bei entsprechender Schmierung ganz sanft, zart und kuschlig werden können.
Gerd Schröder hat es vorgemacht, dass ein Spitzenpolitiker auch nach seiner Amtszeit noch durchaus 'dabei' sein kann. Jetzt müssen daraus nur noch Entlastungen für den Staat resultieren und dann spräche ja nichts mehr dagegen, diesen noch mit zu verhökern.
Wenn wundert es da noch, dass Gerd Schröder nichts dabei findet, richtig Gas zu geben? Eben!
Patrik Etschmayer (Quelle: sda)
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