Freitag, 4. November 2005 / 14:24:41
Gentechnik ist für Hilfswerke kein Mittel
Bern - Anstatt das Hungerproblem zu lösen, bringt die Gentechnologie nach Ansicht der Hilfswerke Kleinbauern in den Ländern des Südens in Bedrängnis.
Die Hilfswerke befürworten deshalb ein Ja zur Gentechfrei-Initiative als ein Signal der Unterstützung. Vertreterinnen der in der Alliance Sud zusammengeschlossenen Hilfswerke bezeichneten am Freitag in Bern die Gentechnologie als ungeeignet, um die Ernährungsprobleme in Entwicklungsländern zu lösen. Sie widersprachen damit den Argumenten der Gegner der Vorlage vom 27. November, Gentechnologie beschere mehr und billigere Lebensmittel.
Die Ursache des Hungers liege nicht in einem Mangel an Lebensmitteln, sagte Michèle Laubscher, Koordinatorin für Entwicklungspolitik bei Alliance Sud. Die Hungernden verfügten über zu wenig Land für die Eigenversorgung oder zu wenig Einkommen, um sich Essen zu kaufen.
Sinkende Preise fatal
Zwar könnten dank der Gentechnologie unter Umständen die Nahrungsmittelpreise sinken. Für Kleinbauernfamilien, die in den ärmsten Ländern bis zu 80 % der Bevölkerung ausmachten, seien sinkende Preise indes fatal, weil damit auch ihre Einkommen sinken würden.
Ein Moratorium, wie es die Volksinitiative «für Lebensmittel aus gentechnikfreier Landwirtschaft» fordert, wäre laut Laubscher ein wichtiges Signal. Es sei «einigermassen gewagt», wenn die Gegner der Vorlage behaupteten, eine Mehrheit der Kleinbauern in Entwicklungsländern baue gentechnisch veränderte Organismen (GVO) an, sagte Caroline Morel, Geschäftsleiterin von Swissaid.
Anbauflächen vor allem in den USA
Zwei Drittel der weltweiten Anbaufläche von GVO lägen laut dem International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications (ISAAA) im Norden und fast ausschliesslich in den USA. Ein Drittel liege im Süden, vor allem in Argentinien und Brasilien. Hier würden meist Grossgrundbesitzer und Agrokonzerne transgenen Soja anbauen.
Viele Lösungen, die dazu beitragen würden, die Armut zu verringern, hätten zudem nicht mit Anbaumethoden zu tun, sagte Bernadette Oehen vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick AG. Dazu gehörten gerechte Landverteilung, einfacher Zugang zu fairen Krediten sowie der Abbau von Diskriminierung, Korruption und der Unterdrückung der Frauen.
ht (Quelle: sda)
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