Montag, 17. Oktober 2005 / 16:12:39
Proteste gegen Koizumi
Tokio - Der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi hat erneut den umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio besucht. Er löste damit heftige Proteste in den Nachbarländern China und Südkorea aus.
China sprach von einer «schwerwiegenden Provokation». Südkorea bestellte unmittelbar nach dem Besuch am Morgen den japanischen Botschafter in Seoul ein. Koizumi wies die Vorwürfe zurück. Er habe den Schrein als Privatmann aufgesucht und nicht als Regierungschef.
Am Yasukuni-Schrein in Tokio werden nicht nur 2,5 Millionen japanische Kriegstote verehrt, sondern auch mehr als ein Dutzend verurteilte Kriegsverbrecher. Koizumi hat seit seinem Amtsantritt 2001 bereits fünf Mal den Schrein besucht.
Symbol für Nationalismus
Der Besuch droht die ohnehin stark angespannten Beziehungen Japans zu China und Südkorea weiter in Mitleidenschaft zu ziehen. Der Schrein gilt bei den einstigen Kriegsgegnern als Symbol des japanischen Nationalismus´ und Imperialismus´.
Der südkoreanische Aussenminister Ban Ki Moon bestellte den japanischen Botschafter in Seoul ein und brachte ihm gegenüber sein «tiefes Bedauern» und seine «Enttäuschung» über den Besuch zum Ausdruck. Koizumis Besuche an dem Schrein seien «der grösste Stolperstein» für die beiderseitigen Beziehungen.
«Schwerwiegende Provokation»
Chinas Botschafter in Tokio, Wang Yi, nannte Koizumis Verhalten eine «schwerwiegende Provokation». Der japanische Regierungschef habe die Verantwortung für die Verschlechterung der beiderseitigen Beziehungen zu tragen.
Koizumi betonte dagegen, er habe den Schrein nicht als Regierungschef, sondern als «einfacher Japaner» besucht. «Ich habe gebetet und an den Frieden gedacht und mir geschworen, niemals einen Krieg auszulösen», sagte er laut der Nachrichtenagentur Jiji Press bei einem Treffen der Regierungsparteien.
Flaggen verbrannts
Aus Protest gegen Schrein-Besuch verbrannten Demonstranten in der südkoreanischen Haptstadt Seoul japanische Flaggen und Koizumi-Porträts. Auch in Peking protestierten mehrere dutzend Menschen. Die japanische Botschaft in Peking warnte die japanischen Bürger in China vor möglichen Übergriffen.
stm (Quelle: sda)
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