Donnerstag, 13. Oktober 2005 / 12:14:22
Microsoft einigt sich mit RealNetworks
Redmond/Seattle - Microsoft hat das letzte grosse Kriegsbeil mit einem Konkurrenten begraben und entschädigt RealNetworks mit 761 Mio. Dollar.
Das Unternehmen hatte Microsoft die Bevorzugung des eigenen MediaPlayers in Windows vorgeworfen.
Die beiden ehemaligen Erzrivalen wollen mit der friedlichen Einigung in ihrem Kartellrechtsstreit künftig auch enge Partner im Multimedia-Geschäft werden. Bislang war das Software-Unternehmen des einstmaligen Microsoft-Mitarbeiters Rob Glaser eines der lautstärksten Kritiker der Geschäftsgepflogenheiten von Microsoft.
«Heute schliessen wir ein Kapitel und schlagen ein neues auf in unserer Beziehung zu Microsoft», sagte Glaser, Gründer und Chef von RealNetworks beim Handschlag mit Microsoft-Gründer Bill Gates am Dienstagabend (Ortszeit) in Seattle im US-Bundesstaat Washington.
Vorwurf: Marktmacht rechtswidrig ausgenutzt
RealNetworks hatte dem Software-Riesen wiederholt vorgeworfen, mit der engen Kopplung seines eigenen MediaPlayers an das Windows-Betriebssystem seine Marktmacht rechtswidrig gegen Konkurrenzprodukte wie den RealPlayer ausgespielt zu haben.
Im Zuge der Einigung wird RealNetworks den Streit vor dem Federal Court in San Jose beilegen und sich auch aus den Kartellverfahren gegen Microsoft bei der EU-Kommission und in Korea zurückziehen.
Saftige Entschädigung
Von dem weltgrössten Softwarekonzern erhält der Multimedia-Spezialist 460 Mio. Dollar sowie Service-Leistungen zur Unterstützung seines Online-Musik-Services Rhapsody im Wert von 301 Mio. Dollar. Für die Einigung mit Microsoft hätten die Unternehmen vor rund einem Jahr ihre Gespräche aufgenommen, sagte Glauser.
In seinem Online-Dienst MSN will Microsoft künftig für Reals Musik- und Spiele-Service werben und dem einstigen Rivalen damit Zugang zu deutlich mehr Kunden bieten. Darüber hinaus wollen beide Unternehmen auch bei der Entwicklung neuer Technologien und Angebote zusammenarbeiten.
Die Ruhe an der Gerichtsfront hat sich Microsoft in den vergangenen rund zwei Jahren mit der jüngsten Einigung etwa 5 Mrd. Dollar kosten lassen. Neben Vergleichen in Höhe von 750 und 775 Mio. Dollar mit AOL Time Warner und dem IT-Konzern IBM zahlte Microsoft zuletzt an seinen Konkurrenten Sun Microsystems 1,95 Mrd. Dollar.
Unter Beobachtung
Die EU-Kommission teilte unterdessen mit, die Einigung habe keinen Einfluss auf den Brüsseler Microsoft-Wettbewerbsfall. «Wir müssen sicherstellen, dass Microsoft sich vollständig an die Kommissionsentscheidung vom März 2004 hält», sagte der Sprecher von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes.
Die Kommission hatte damals Microsoft zur Öffnung des Betriebssystems Windows in bestimmten Bereichen aufgefordert, um für mehr Wettbewerb im Softwaremarkt zu sorgen.
Renate Grimming (Quelle: dpa)
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