Dienstag, 20. September 2005 / 19:50:31
Kissinger: Problemlast auch für USA zu gross
Bern - Als eine Periode «enormer Unsicherheit» bezeichnet der ehemalige US-Aussenminister Henry Kissinger die Zeit, in der wir leben.
Er vergleicht sie mit dem Ende der Vierziger Jahre, als in Europa die Epoche des Kalten Krieges begann.
Heute bilden sich wieder neue Muster heraus, die mächtigsten Länder liegen nicht mehr am Atlantik, sondern am Pazifik.
Die Europäer neigten in dieser Situation dazu, der Bush-Regierung einen zu grossen Einfluss auf den Gang der Dinge zuzuschreiben, sagte Kissinger an einer Medienkonferenz.
Partnerschaftliche Zusammenarbeit
Der Parteifreund von US-Präsident George W. Bush verwies darauf, dass die Probleme auch für die USA zu zahlreich seien: «Es gibt nur so und so viele Probleme, die man lösen kann.»
Während die US-Regierung oft für ihre unilaterale Politik kritisiert wird, warb Kissinger in Zürich für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Europa: «Die Welt, die entsteht, wird eine ohne Hegemonialmacht sein.»
Die Zusammenarbeit mit Europa sei für die USA jedoch schwierig, weil Europa sich von einem Kontinent mit Nationalstaaten zu «etwas noch Undefiniertem» wandle.
Den europäischen Politikern warf er vor, die Anforderungen an Europa besser zu kennen, als sie ihren Wählern gegenüber zugeben würden.
Warnung vor Machtübernahme
Dies gilt laut Kissinger etwa für die Irak-Politik. Den europäischen Politikern sei klar, dass die Vorgänge in Bagdad die moslemische Bevölkerung überall auf der Welt - auch in Europa - beeinflussten. Der Ex-Aussenminister warnte vor der Machtübernahme durch radikale Islamisten im Irak.
Der Politiker weilte auf Einladung des 10. Churchill Symposiums in der Schweiz. Die Veranstaltung - diesmal zum Thema «Blick der USA auf Europa» - erinnert an die berühmte Rede «Let Europe arise», die Winston Churchill 1946 in Zürich hielt.
Kissinger diente zwei Präsidenten: Richard Nixon und Gerald Ford. Kissinger war von 1969 bis 1975 Sicherheitsberater und von 1973 bis 1977 Aussenminister seines Landes.
rr (Quelle: sda)
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