Samstag, 17. September 2005 / 18:45:37
Afghanistan: Gewaltausbruch vor den Wahlen
Kabul - Kurz vor den ersten Parlamentswahlen in Afghanistan seit 36 Jahren hat neue Gewalt mindestens zehn Menschen das Leben gekostet.
In der Hauptstadt Kabul starben drei Polizisten, als Unbekannte das Feuer auf ihren Wagen eröffneten.
Dies teilte die Polizei mit. Die Nachrichtenagentur Pajhwok meldete, bei Zusammenstössen in der südafghanischen Provinz Sabul seien mindestens sieben Kämpfer der radikalislamischen Taliban getötet worden.
Afghanische Soldaten und US-Truppen nahmen in Unruhegebieten in Süd- und Südostafghanistan mindestens 33 mutmassliche Taliban-Kämpfer gefangen. In der Provinz Helmand sei damit die von Rebellen geplante Sprengung eines grossen Damms vereitelt worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, General Sahir Asimi.
Optimismus
An diesem Sonntag sind 12,5 Millionen Afghanen zur Wahl aufgerufen. Der afghanische Präsident Hamid Karsai und der UNO-Sondergesandte für Afghanistan, Jean Arnault, zeigten sich trotz der anhaltenden Gewalt optimistisch, dass die Rebellen die Wahlen nicht verhindern können.
Karsai räumte ein, dass die Zahl der Anschläge in jüngster Zeit zugenommen habe, das Land sei aber nicht instabil. «Manchmal tritt ein Mangel an Sicherheit auf, das ist jedoch etwas anderes als Instabilität.»
Der Vorsitzende der Wahlbehörde, Bissmillah Bissmil, rief die Afghanen dazu auf, zu den Urnen zu gehen: «Afghanistan steuert auf einen historischen Punkt zu», sagte er.
Aufruf zum Boykott
Die Taliban riefen derweil zum Wahlboykott auf. Die Wahl sei «eine amerikanische Verschwörung», sagte Taliban-Sprecher Mufti Latifullah Hakimi gegenüber der dpa. Die Rebellen würden versuchen, bei Anschlägen keine afghanischen Zivilisten zu treffen.
«Aber wenn ihnen etwas passiert, können dafür nicht die Mudschaheddin (Gotteskrieger) verantwortlich gemacht werden.» Anschlagsziele seien amerikanische und afghanische Soldaten.
Die fragile Sicherheitslage vor allem im Süden und Osten des Landes ist angesichts der anstehenden Parlaments- und Provinzwahlen eine der Hauptsorgen der Regierung sowie der internationalen Gemeinschaft. Etwa 100 000 Soldaten sollen für Sicherheit rund um den Urnengang sorgen.
bert (Quelle: sda)
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