Montag, 4. April 2005 / 13:59:24
Swissair-Zahlungen unter der Lupe
Zürich - Swissair-Liquidator Karl Wüthrich hat neben den Klagen gegen Führungsgremien auch Zahlungen der SAirGroup an Berater, Banken und Gesellschaften im Visier.
Dabei hat Wüthrich den Zeitraum vom 1. Januar 2001 bis zum 5. Oktober 2001, als die SAirGroup in Nachlassstundung ging, unter die Lupe genommen, wie aus einem Zirkular an die Gläubiger hervorgeht.
Bei den damaligen Zahlungen an Steuerbehörden, Arbeitnehmende, Sozialversicherungen und Krankenkassen, aber auch an Berater und Banken im Zusammenhang mit Anleihen oder Währungs- und Zinsgeschäften stellte Wüthrich die Frage, ob durch die jeweilige Zahlung der Konzernholding einzelne oder alle übrigen Gläubiger geschädigt wurden.
Einblick in schlechte Finanzlage
Weiter wurde untersucht, ob die Gläubigerschädigung absichtlich vorgenommen oder zumindest in Kauf genommen wurde und ob der begünstigte Gläubiger diese Schädigungsabsicht erkennen konnte. Wüthrich ist nun zum Schluss gekommen, dass mit den Zahlungen an Steuerbehörden, Angestellte, Sozialversicherungen und Krankenkassen keine anderen Gläubiger benachteiligt wurden.
Anders sieht es aber bei Zahlungen an Berater, Banken und Tochtergesellschaften aus: Vor allem die Berater KPMG, Roland Berger, McKinsey und Financial Dynamics Business Communications hätten früh Einblick in die schlechte finanzielle Situation und die prekäre Liquiditätslage der SAirGroup gehabt, schreibt Wüthrich.
Ersten Klageschritt eingeleitet
Im Fall der ausserstatutarischen Revision der KPMG ist vor Handelsgericht Zürich bereits ein Anfechtungsprozess hängig.
Die Mitte September 2003 eingereichte Staatshaftungsklage gegen den Bund in Höhe von 1 Mrd. Fr. wird nicht weiterverfolgt. Der Bund beziehungsweise das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) habe nur bei der Fluggesellschaft Swissair Aufsichtspflichten gehabt, nicht aber beim Konzern SAirGroup oder anderen Töchtern, wird begründet.
Wie bereits am Sonntag bekannt geworden, hat Wüthrich nun den ersten Klageschritt eingeleitet und ein Sühnebegehren beim Friedensrichteramt gegen die Führungsgremien der SAirGroup eingereicht. Gegenstand ist die Fusion zwischen der SAirLines und der SAirGroup-Tochter Roscor im Dezember 2000.
rp (Quelle: sda)
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