Sonntag, 6. Februar 2005 / 15:18:34
Lungenflügel der Erde ist bedroht
Brazzaville/Nairobi - Nach dem Amazonasbecken in Südamerika sind die Tropenwälder dem Kongofluss entlang das zweitgrösste Regenwaldgebiet weltweit. An diesem Wochenende berieten mehrere afrikanische Staatschefs, wie sich der Schutz des Urwaldes verbessern lässt.
Wie ein umgedrehtes "U" zieht sich der Kongofluss mit zahlreichen Kurven und Verästelungen durch das Innere des afrikanischen Kontinents. Auf vielen Landkarten ist diese Region tiefgrün eingefärbt.
Das ist dringend notwendig, denn nach Ansicht von Umweltschützern ist der afrikanische Lungenflügel bereits beträchtlich angegriffen. Etwa 8000 Quadratkilometer Waldfläche werden jährlich vernichtet, schätzen sie.
Bedrohliche Situation
Wenn dagegen nichts unternommen werde, dann könne bis zum Jahr 2030 etwa ein Drittel des Regenwaldes verschwinden, warnt die Umweltorganisation WWF (World Wide Fund for Nature).
Und nach 50 Jahren bliebe nur noch ein Drittel der heutigen Fläche übrig.
Illegaler Handel
Dramatische Auswirkungen hat vor allem der illegale Handel mit Tropenholz. Unter der Regierung von Mobutu Sese Seko und während des fünf Jahre dauernden Bürgerkriegs in Kongo war der Regenwald ein Selbstbedienungsladen für die Mächtigen.
Gegen eine lächerliche Gebühr wurden Abholzgenehmigungen für riesige Gebiete erteilt, ohne Rücksicht auf die ökologischen Folgen.
Inzwischen wurde auf Drängen der Weltbank ein Teil der Nutzungsrechte wieder aufgehoben - doch nach Ansicht von Naturschützern längst nicht genug. Sie kritisieren, dass auch das legale Abholzen massive Probleme für das Ökosystem mit sich bringt.
Nebengeschäft: Tiere
Denn die Holzfäller beschränken sich häufig nicht nur auf die Bäume, sondern jagen auch die Tiere. Mit Elfenbein oder dem Fleisch von Antilopen und Affen lassen sich nebenher gute Geschäfte machen.
In die geräumten Holzfällerlager ziehen schliesslich Bauern nach, die ihre Ackerflächen brandroden, Feuerholz schlagen und auf ihre Weise einen kleinen Teil des Waldes verschwinden lassen.
Grenzkontrollen
Als sich die Politiker der betroffenen Region 1999 in Yaounde trafen, einigten sie sich unter anderem auf bessere Grenzkontrollen, um den Handel mit Wildtieren einzuschränken.
Doch ein Grossteil des angekündigten Geldes blieb aus. Lediglich die USA und Frankreich spendeten je etwa 50 Millionen Dollar.
Umweltaktivisten setzen nun ihre Hoffnung auf den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac, der als Vertreter des Westens an der Konferenz teilnehmen will.
"Die Menschen in Zentralafrika brauchen die Hilfe der internationalen Gemeinschaft, um das für die ganze Erde bedeutsame Naturerbe zu schützen", betont Richard Carroll, Afrika-Direktor des WWF.
Von Ulrike Koltermann (Quelle: dpa)
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