Montag, 31. Januar 2005 / 07:50:16
Diplomat warnte Djindjic vor Anschlag
Belgrad - Der 2003 in Belgrad erschossene serbische Premier Zoran Djindjic soll Monate zuvor gewarnt worden sein: Ein hochrangiger westlicher Diplomat habe ihn auf die Attentatsgefahr aufmerksam gemacht, sagte ein Vertrauter Djindjics in Belgrad.
Der frühere Chef des Pressedienstes der serbischen Regierung unter Djindjic, Vladimir Popovic, sagte am Sonntag dem Belgrader TV-Sender B-92, dass der Ministerpräsident im September 2002 vom Botschafter eines grossen europäischen Staates gewarnt worden sei. Djindjic war im März 2003 von einem Scharfschützen erschossen worden.
Der Diplomat habe Djindjic gesagt, dass das serbisch-montenegrinische Militär und bestimmte Milosevic treue Strukturen in die Attentatspläne verwickelt seien. Nach westlichen nachrichtendienstlichen Erkenntnissen seien auch einzelne russische Geheimdienststrukturen sehr aktiv daran beteiligt gewesen.
Wegen der Ermordung von Djindjic wurden im Herbst 2003 13 Personen, darunter Angehörige der serbischen Polizei-Spezialeinheit Rote Barette und der einst landesweit grössten Mafia-Gruppe im Belgrader Stadtviertel Zemun, angeklagt.
Auftraggeber bis heute unbekannt
Als Hauptorganisator des Anschlags wird der frühere Kommandant der Roten Barette, Milorad (Lukovic) Ulemek Legija, angesehen. Über die Auftraggeber ist bis dato nichts bekannt.
Nach dem Attentat wurden wegen vermeintlicher Komplizenschaft auch der frühere Leiter des Militärnachrichtendienstes, Aca Tomic, sowie der Militärberater des früheren jugoslawischen Präsidenten Kostunica, Rade Bulatovic, vorübergehend festgenommen. Der Staatsanwalt verzichtete aber auf eine Anklage gegen sie.
Popovic selbst ist umstritten. Von der Regierung Kostunica wird ihm angelastet, er habe nach Djindjics Tod dessen Gegnern die Schuld zuschieben wollen, um sich zu rächen. B-92 führte ein mehrstündiges Interview mit Popovic. Schon der erste Teil sorgte am vergangenen Montag für Aufsehen.
rp (Quelle: sda)
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