Montag, 24. Januar 2005 / 13:49:14
Eltern schlagen ihre Kinder nicht mehr so oft
Bern - Eltern in der Schweiz wenden heute Körperstrafen als Erziehungsmassnahme weniger oft an als noch vor 15 Jahren. Doch werden schweizweit über 35 000 Kinder manchmal bis sehr häufig mit Schlägen auf den Hintern bestraft.
Tendenziell seien Kinder umso häufiger Körperstrafen ausgesetzt, je jünger sie seien, hält die Studie Bestrafungsverhalten von Erziehungsberechtigten in der Schweiz der Universität Freiburg fest. Ihre Resultate wurden im Tages-Anzeiger publiziert.
Bereits 1990 wurde eine Repräsentativstudie zum Bestrafungsverhalten in der Schweiz erstellt. 2003 gab das Bundesamt für Sozialversicherung eine Wiederholung in Auftrag, um Vergleiche zu ermöglichen. Insgesamt wurden 1240 Fragebogen an Eltern von Kindern unter 16 Jahren aus allen Kantonen ausgewertet.
Ohrfeigen, Haareziehen, Schläge
Über 13 000 Kinder bis zweieinhalb Jahre werden gemäss der Studie geohrfeigt, fast 18 000 an den Haaren gezogen und rund 1700 sogar mit Gegenständen geschlagen. Körperstrafen verletzen die physische und psychische Integrität der Kinder. Je jünger sie sind, umso verletzbarer sind sie, schreiben die Autoren der Studie.
Häufigster Anlass für eine Strafe - in jeglicher Form - ist Ungehorsam. 70 Prozent der Eltern von Kindern bis zweieinhalb Jahre gaben dies als Grund an. Von so jungen Kindern absoluten Gehorsam zu erwarten, sei entwicklungspsychologisch fragwürdig, betont die Studie. Rund die Hälfte dieser Eltern ärgern sich auch über häufiges Schreien, schlechte Tischmanieren und Unhöflichkeit.
Eltern sensibler geworden
Insgesamt sei die Sensiblität gegenüber Schlägen als inadäquate Erziehungsmassnahme jedoch gestiegen, heisst es. So habe sich gegenüber 1990 die Anzahl der Eltern von Kindern unter 16 Jahren verdoppelt, die angaben, von der Körperstrafe kaum Gebrauch zu machen. Die Erziehungsberechtigten greifen vermehrt zu anderen Mitteln wie Verboten oder Liebesentzug.
fest (Quelle: sda)
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