Dienstag, 13. Januar 2004 / 11:18:17
Cabaret-Tänzerinnen werden trotz Arbeitsvertrag oft missbraucht
Zürich - Cabaret-Tänzerinnen in der Schweiz arbeiten unter unhaltbaren Umständen. Daran ändere auch der neue Arbeitsvertrag nichts, der seit Anfang Jahr gilt, sagen Branchenkennerinnen. Gewalt und Zwang zu Prostitution bleiben.
Sie kommen aus Asien, Lateinamerika und zum grössten Teil aus Osteuropa: Legal arbeiten derzeit rund 1200 Cabaret-Tänzerinnen in der Schweiz, sie dürfen jeweils acht Monate bleiben und arbeiten dank neuer Nachtarbeitsregelung neuerdings 23 statt bisher 26 Tage pro Monat.
Der seit Januar 2004 revidierte Arbeitsvertrag sieht ferner eine bessere Kompensation der Nachtarbeit vor, wie die landesweit tätige Organisation ProKoRe (Prostitution Kollektiv Reflexion) mitteilte. ProKoRe setzt sich für die Rechte der Sexworkerinnen und Sexworker in der Schweiz ein.
Basierend auf einer 2002 durchgeführten Umfrage in der Branche stellte das Kollektiv fest, dass trotz anderslautender Verträge der Zwang zur Prostitution an der Tagesordnung ist. Ebenso komme es zu psychischer und physischer Gewalt, zu missbräuchlichen Lohnabzügen als Bussen für unkorrektes Verhalten, Zwang zu Alkoholkonsum und zu Doppelagenturverträgen.
Die Umfrage basiert auf den geleisteten Beratungen für Frauen, die in Cabarets in Bern, Zürich, Luzern, Schwyz, Winterthur, Genf und in den Kantonen Tessin und Waadt arbeiteten. Der branchenübliche Muster-Vertrag wurde schon damals nicht eingehalten, dies sei auch jetzt nicht anders, heisst es.
ProKoRe fordert deshalb vermehrte Kontrollen der Cabarets und eine effizientere Durchsetzung des Rechts. Auch soll der Branchenwechsel für Cabaret-Tänzerinnen mit Kurzaufenthaltsbewilligung L möglich werden. Bis heute dürfen die Cabaret-Tänzerinnen keine andere Tätigkeit ausüben.
fest (Quelle: sda)
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