 Die Solothurner Filmtage finden 2025 zum 60. Mal statt.
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Samstag, 18. Januar 2025 / 18:20:01

Solothurner Filmtage 2025: Erben, Hinterlassenschaften und der Blick einer neuen Generation
Die Solothurner Filmtage, das renommierte Schaufenster des Schweizer Filmschaffens, laden vom 22. bis 29. Januar 2025 zu ihrer 60. Ausgabe ein. Unter dem Titel «Panorama» präsentieren die Filmtage 162 Spiel- und Dokumentarfilme, die die Vielfalt und den Facettenreichtum der aktuellen Schweizer Filmproduktion widerspiegeln.
427 Filme wurden für diese Jubiläumsausgabe eingereicht, die ein breites Spektrum an Genres, Formaten und Themen abdeckt.
Eröffnungsfilm beleuchtet das Leben und Wirken von Bruno Stefanini
Eröffnet wird das Festival am 22. Januar 2025 mit der Weltpremiere des Dokumentarfilms «Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» von Regisseur Thomas Haemmerli. Der Film zeichnet das facettenreiche Leben von Bruno Stefanini (1924-2018) nach, einem Immigrantensohn, der zum wohlhabenden Bauunternehmer und leidenschaftlichen Sammler wurde. Haemmerlis Werk verwebt Stefaninis Biografie mit der Schweizer Zeitgeschichte und beleuchtet humorvoll gesellschaftliche Themen vom Kalten Krieg bis hin zu aktuellen Debatten.
Stefaninis Sammelleidenschaft kannte keine Grenzen. Er erwarb Schlösser, Bunker, Kunstwerke und kuriose Objekte, mit dem Ziel, ein Museum für die Öffentlichkeit zu schaffen. Sein Leben war jedoch auch von Widersprüchen geprägt. Einerseits stellte er Studierenden günstigen Wohnraum zur Verfügung, andererseits waren seine Immobilien oft in einem schlechten Zustand, was den Begriff «Stefanini-Haus» prägte. Nach seinem Tod hinterliess er die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG), die sich seitdem der Mammutaufgabe widmet, seine immense Sammlung zu ordnen.
Ein Film, der zum Nachdenken anregt
«Dieser Film verbindet Dokumentation und Unterhaltung und wirft ein Licht auf die komplexe Persönlichkeit Stefaninis», so der künstlerische Leiter Niccolò Castelli. «Sein Leben wirft Fragen auf, die bis heute relevant sind, insbesondere die Frage nach dem Vermächtnis, das wir der Nachwelt hinterlassen.» Diese Thematik zieht sich durch das diesjährige Festivalprogramm und lädt das Publikum zum Nachdenken über die eigene Geschichte und die bleibenden Spuren ein.
Weitere Filme wie «Il ragazzo della Drina», «Wir Erben», «Road's End in Taiwan», «Blindgänger» und «Architektur des Glücks» beleuchten die Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln - sei es das Erbe eines Krieges, familiäre Vermächtnisse oder die Folgen von Bankrott und Zerstörung. Die tägliche Gesprächsreihe «Fare Cinema» wird diese und weitere Leitthemen des Festivals vertiefen und unter anderem das Tabu des Geldes in der Schweiz diskutieren.
Junge Filmschaffende im Fokus
Die 60. Ausgabe der Solothurner Filmtage steht auch im Zeichen einer neuen, selbstbewussten Generation von Filmschaffenden. Der Filmnachwuchs präsentiert eine Reihe von Werken, die durch ihre thematische und visuelle Kraft sowie durch persönliche Perspektiven beeindrucken. Die Filme beschäftigen sich mit Themen wie psychischem und physischem Wohlbefinden, Bewältigungsstrategien und der Suche nach Identität. Beispiele hierfür sind «Bilder im Kopf», «Osteria all'undici», «Vracht» und «Jo», die im Wettbewerb «Visioni» und in den Kurzfilm-Wettbewerben zu sehen sind.
Jubiläumsprogramm: Eine Hommage an den Jura
Ein besonderes Highlight der Jubiläumsausgabe ist das Programm «Imaginaires du Jura», eine filmische Retrospektive, die der Jura-Landschaft gewidmet ist. In Kooperation mit dem Kunstmuseum Solothurn werden Werke aus 100 Jahren Filmgeschichte gezeigt, die im Jurabogen gedreht wurden. Darunter sind Schweizer und französische Produktionen wie «Tout un hiver sans feu» von Greg Zglinski und der Krimi «Les granges brûlées» mit Alain Delon. Eröffnet wird das Programm mit dem aktuellen Spielfilm «Vingt dieux» von Louise Courvoisier.
Biografien im «Fokus»
Als Kontrast zur Landschaft widmet sich die Sektion «Fokus» aktuellen Biopics und hinterfragt den gegenwärtigen Trend der filmischen Lebensgeschichten. Gezeigt werden unter anderem «Der Soldat Monika» von Paul Poet, «Limonov: The Ballad» von Kirill Serebrennikov und «Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann» von André Schäfer.
Wettbewerbe und Preise
Drei Hauptwettbewerbe bilden den kompetitiven Rahmen der Werkschau: Der «Prix de Soleure» (dotiert mit 60.000 Franken) zeichnet einen gesellschaftskritischen Film aus, der «PRIX DU PUBLIC» (20.000 Franken) wird vom Publikum gewählt und der Jurypreis «Visioni» (20.000 Franken) geht an ein langes Erst- oder Zweitwerk. Zu den nominierten Filmen gehören unter anderem «Bagger Drama», «Dom», «Hôtel Silence», «Immortals», «Behind The Glass», «Der Eismann», «Naima» und «Milchzähne».
Branchentreff «SO PRO»
Das Industry-Programm «SO PRO» bietet der Schweizer Filmbranche eine Plattform für Austausch und Diskussion. Eine Masterclass widmet sich der Rolle von Location Scouts, und ein Treffen zwischen Streaming-Plattformen, Privatfernsehen und Produktionsfirmen soll die Zukunft der Schweizer Filmproduktion nach dem Inkrafttreten des Kinogesetzes beleuchten.
Ein Festival mit Tradition und Zukunft
Die 60. Solothurner Filmtage versprechen ein reichhaltiges und anregendes Programm, das die Vielfalt des Schweizer Filmschaffens in all seinen Facetten zeigt. Mit dem Fokus auf Erben und Hinterlassenschaft, dem starken Auftritt einer neuen Generation von Filmschaffenden und dem Jubiläumsprogramm «Imaginaires du Jura» bietet das Festival einen spannenden Einblick in die Gegenwart und Zukunft des Schweizer Kinos. Die Teilnahme von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider an der Eröffnung, an der sie die Eröffnungsrede halten wird, unterstreicht die Bedeutung der Solothurner Filmtage als kulturelles und gesellschaftliches Ereignis.
fest (Quelle: solothurn.im)
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60. Solothurner Filmtage Programm
Solothurner Filmtage Im Januar wird Solothurn zum Brennpunkt des Schweizer Films und alle Augen richten sich alljährlich auf die Barockstadt.
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